Einleitung:

2019 wurde ich gebeten, für die Finanzierung eines Wandlitzer Vereines der Friedensbrücke e.V. einen Beitrag zu verfassen, der mein Leben in der DDR beschreibt. Die Erlöse für das Buch sollten direkt den Kriegsopfern im Donbass zugute kommen. Ich stimmte nach einem Moment der Überlegung zu, denn in der Vergangenheit zu graben und meine alten Tagebücher und Aufzeichnungen wieder zu sehen, hat schon einige emotionale Folgen…. alles ist ja mittlerweile teils über 40 Jahre her zum Zeitpunkt der Aufzeichnungen…

Alle Abschnitte sind entsprechend kurz gehalten, um den Lesefluss nicht allzu lang erscheinen zu lassen. Einige Passagen habe ich im Zuge des Blogs hier noch hinzu gefügt und redigiert. 

Ein allgemeines Lektorat fand nicht statt. Daher vorab ein großes Sorry!

Diese Arbeit wurde dann von Frau McClean schon in der ersten Auswahlphase abgelehnt, da sie erstens zuviele Bilder enthielt und zweitens ihren grundsätzlichen Anforderungen an einen Fließtext nicht genügte. Nun gut. Drei Monate Arbeit sollen aber nicht so ganz umsonst gewesen sein, daher hinterlasse ich sie hier auf meiner Blogseite in Abschnitten sortiert. Im Spendenbereich bitte ich natürlich weiter um eine Zuwendung für die Friedensbrücke, so, wie es Andrea Drescher bei meiner Zustimmung dazu eingangs andachte. 

Mir ist bewusst, dass manchem die Zeilen so nicht immer gefallen oder sie einer be.-und verurteilenden Bewertung anheim fallen, welche Außenstehenden gestattet sein mögen. An alles kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Aber es war ja auch nur mein Leben… Wenns halt zu langweilig wird…

1989

04.01.1989

Professor Medicke (Volksbildungsministerium):

„Ab dem 01.September 1989 wird an den Schulen der Informatik-Unterricht eingeführt (inkl. Schulcomputer). … Wir werden nicht drum herum kommen, diesem Drück nachzugeben und den Schul-Sonnabend abzuschaffen. Ich bin da guter Hoffnung.“

Auszug auf dem Tagebuch:

„Brauchen wir DDR-Bürger denn noch „Einmütigkeit“, „Massenenthusiasmus“ und vor allem einen „ideologischen Gehalt“ der Arbeit? Schaffen das nicht Stimulis eher als Versammlungen? …

Wir sagen, wir wären kinderfreundlich, aber es gibt nicht mal „Manasan“ (Babynahrung), Spreizwickel in größeren Nummern oder Gesundheitsnuckel usw. … Dem normalen Bürger ist das hohle Geplapper so was von über!“

Anmerkung: Bevor sich vielleicht jemand über die „leichte“ Einfältigkeit der Zeilen echauffiert, jener sehe sich die heutigen 23/24-jährigen Maurergesellen an. Sicher ist mein heutiger Schreibstil umfassender weil ja mehr als die doppelte Lebenszeit oben drauf liegt… Also seien Sie gnädig mit den Klagen der jungen Leute…;)) So war nun mal die Zeit.

06.01.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Ungarn rechnet mit 100.000 Arbeitslosen. Sie haben 14 Mrd. Dollar Auslandsschulden… Ein Wert und Aktienmarkt entsteht. Das soll Perestroika und Glasnost sein?

Dazu sollen die Preise um 50% steigen! Katastrophal! In der Sowjetunion legen neuerdings die Betriebe die Einzelhandelspreise selbst fest, natürlich höher, damit der ökonomosche Gewinn stimmt. Wohin entwickelt sich nun der Sozialismus? Zur Konvergenz?…“

„Auf die Extensivierung der Produktion folgte 1971 die Intensivierung, wie nach einem Luftholen das Auspressen (im übertragenen Sinne). Damit wir nicht ersticken, müssten wir nun wieder atmen, … neue Fabriken aufbauen. So kann letztlich der in den letzten Jahren gestiegenen Nachfrage die Grundlage zum Angebot geschaffen werden. …“

15.01.1989

In Leipzig demonstrierten Leute gegen den Verbot des „Sputnik“ und gegen die Pressezensur in der DDR. Es gab Festnahmen und Protestdemos gegen diese Verhaftungen. Aber in der Presse nichts.

17.01.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Die Neue Zeit“ 1/89 kam nicht! Sie ist mittlerweile eine Woche überfällig. In anderen Sprachen ist sie wohl erschienen, aber nicht in deutsch. Heute oder morgen ist die 2/89 fällig. Am Kiosk gab es die in spanisch.

23.01.1989

Polen erhöht die Preise für Kohle und Koks um 15 %.

24.01.1989

Widersprüche in der Sowjetunion: Das Nationaleinkommen der UdSSR ist 1988 um 4,4 % gestiegen, aber 43 Millionen Sowjetbürger leben unterhalb der Armutsgrenze.

01.02.1989

Die Ausfuhrgenehmigungsgebühren von vielen Waren (Fahrräder, Musikinstrumente, Nähmaschinen…) werden zum Schutz des Binnenmarktes oberhalb von Freigrenzen erhöht.

09.02.1989

Vorschulkinder verbringen in den USA ca. 50% der wachen Stunden vor dem Fernsehgerät. Fernsehen droht zum Ersatz für rückläufige Sozialbeziehungen zu werden. Fernsehen kostet 30 x mehr als Hörfunk. Fernseher sind heute für viele das wichtigste Möbelstück im Haushalt. Technikfeindlichkeit wird heute auf die gleiche Ebene wie die eines Maschinenstürmers vermittelt. Jeder muss das haben.

Dank der Amerikanisierung der deutschen Film.-und Fernsehprogramme, wo viel Geld für Schwachsinn über den Atlantik wandert…, das ist weniger tragisch, als die Tatsache, dass die so Berieselten langsam zu Fremden im eigenen Land werden…

Dr. Heinz Braß (Dozent an der Humboldt-Universität) vor Partei-Grundorganisationen in Berlin Mitte:

„…1988 wurde ein Exportüberschuss von 3 Mrd. Valuta-Mark erzielt: Die DDR ist zahlungsfähig und kreditwürdig. Im NSW (Nicht-Sozialistisches-Wirtschaftsgebiet) entstand der größte Überschuss.

Fazit: Die Versorgung ist dadurch im Lande geringer.

… Konkurrenz im Inland NICHT einführen, da diese ja schon im Ausland hoch genug ist.

… Der Akkumulationsfond (1,6%) wuchs langsamer als das Nationaleinkommen (3%). Die Erhöhung bzw. der Anstieg des Nationaleinkommens geht ohne Erhöhung der Investitionen einher. Das steht in keinem Lehrbuch. Selbst, wenn die alte Technik noch eine Weile mitmacht, so geht’s doch gegen die Ökonomie.

Fazit: Erhöhung der Akkumulationskraft und Erhöhung der Investitionen!

Die DDR ist der achte Anbieter des Megabit-Schaltkreises (Toshiba war der erste).

Der Technikpessimismus in der DDR ist überwunden … von wegen … wir schaffen das nie.

Da die DDR ein rohstoffarmes Land ist, geht alles entscheidende auf die verarbeitende Industrie und Elektronik.“

Auszug auf dem Tagebuch:

„Im Ganzen ist dies eine schwierige Situation, in welcher sich die DDR z.Zt. befindet. Meiner Meinung nach muss Wert auf Stimulis gelegt werden. Aber auch administrative Maßnahmen gegen die Nichtauslastung von Arbeitszeiten bringen uns voran. Wir müssen unsere innere Ruhe überwinden.“

10.02.1989

Punker, Popper, Skin-Heats, Heavy Metal, Rocker heißen nun „Negative Konzentrationspunkte“. Seit kurzem besteht eine Sonderabteilung bei der VP zu diesen „Andersaussehenden“.

Aus der Sowjetunion sind die Studenten der 1.Studienjahres für Marxismus/Leninismus zurückgeschickt worden. Alles ist gestrichen. Zur Zeit finden nur noch 1-Jahres-Lehrgänge statt.

15.02.1989

Der neue Trabant soll Gerüchten zufolge 23.000,00 Mark kosten. Ist das nicht eine Schande?

16.02.1989

Forderung aus einem DDR-Leserbrief an die Neue Zeit 5/89

Olaf Hilbert (Gardelegen):

„…eine wahrhaft aktive und aktivierende Demokratie; eine wirkliche Rechnungsführung und Eigenfinanzierung; das Abgehen vom Wunschdenken; die Durchschaubarkeit von Politik für jeden.“

17.02.1989

Habe heute eine Reise nach Jugoslawien angeboten bekommen. Habe aber abgelehnt.

23.02.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Die SED-Kreisleitung Berlin-Hellersdorf hat die gegen mich verhängte Parteierzieherische Maßnahme (Rüge) schriftlich weitergegeben. Die wollen mir doch tatsächlich hinterher noch eines auswischen. Meine Einschätzung der Genossen dort war doch richtig. Was für ein feiges Pack!“

27.02.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Was soll das jetzt?

Am Wochenende kam schon wieder eine Einberufungsüberprüfung.

Vor Pfingsten, vor dem Pfingsttreffen? Das kann doch nicht sein! Spinnen denn jetzt alle hier?“

09.03.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Es fällt der DDR aufgrund einer Reihe entscheidender, noch ungelöster wirtschaftspolitischer Fragen ausgesprochen schwer, über das Jahr 1990 hinaus zu planen. Worin werden die Ziele der gegenwärtigen oder einer neuen Mannschaft für den Fünfjahrplan 1991 – 1995 bestehen?“

14.03.1989

Überprüfung beim Wehrkreiskommando.

Nun werde ich doch im Mai ´89 gezogen. Mit 24, Frau, Kind und meiner Tätigkeit zur Vorbereitung des Pfingsttreffens im Juni.

Als ich mich für drei Jahre verpflichtete (Frau und Kind waren noch nicht um mich herum), wollten sie mich nicht aufgrund der Hörminderung.

Reiner Erdmann hat ein Rückstellungsersuchen versendet. Mal sehen, ob es hilft.

Abb: Rückstellungsgesuch… (es half)

16.03.1989

Auszüge auf dem Tagebuch:

„Wir müssen weg von Hierarchie, weg vom Bürokratismus, vom Karrierismus, weg von der Fernsehgesellschaft, ohne Intershops und hin zu einem realen Preisgefüge.

Es müssen mehr Möglichkeiten geschaffen werden, andere Organisationen zuzulassen, welche nicht erst ihre Beschlüsse im Sekretariat der SED bestätigen lassen müssen…

Die produktive Rolle eines Mehrparteiensystems ist aber auch eine völlig andere, als sie gegenwärtig bei uns scheint. Meinungsstreit (ohne das Befürchten anschließender Repressalien), Erfahrungsaustausche müssten als Stimuli dienen, auch die eigene Parteiarbeit zu verbessern. Darüber hinaus muss in der DDR eine kommunistische Partei gegründet werden, welche aus wahren Kommunisten bestünde, ohne Eigennutz und Nomenklatur. … Die Deutschen … brauchen einen Repräsentanten, der nicht pseudomäßig aus dem Volk kommt, sondern das Volk ist, mit ihm in der Stadt wohnt, dessen Verkehrsmittel benutzt und einfach in der Nähe ist.

„Der große Mann“, welcher unerreichbar ist, der in Westautos zur Arbeit und wieder nach Hause gebracht wird (und im Bereich der Protokollstrecke die eigens für ihn auf „grün“ geschalteten Ampeln für „Gemütserregungen“ führen), erzeugt mehr Unmut und verbreitet ein Gefühl von tiefem Pessimismus. Deute brauchen eine Art „Vater“.

Wird die DDR eigenständig bleiben oder für Westberlin und die BRD zum Preis werden für einen atom.- und chemiewaffenfreien Korridor…?…“

19.03.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

Abb: „Bis heute sind die Hefte 6, 7, 9 und 10 der „Neuen Zeit“ nicht geliefert worden. Die Nummer 7 soll komplett eingestampft worden sein. Diese Praxis geht also weiter. Schade!

23.03.1989

Sprichwort: „Wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen.“

31.03.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Uwe Prüwer, mein Abteilungsleiter, wandelt sich mehr und mehr. Neben seinen Zustimmungen zu meinen Einschätzungen zur Zunahme des Widerspruchs zwischen der Ideologie des Sozialismus und der realen Wirtschaft, ist er nun sogar für eine „Wende“ in der Politik der DDR (Abbau von Bürokratie, Abschaffung der „Shops“ und sogar Privatwirtschaft).

Hans Modrow wird im Westen als potenzieller Nachfolger von Erich Honecker angesehen. Kommt nun doch noch eine „Perestroika-Zeit“ in die DDR? Wandelt sich die Führung? Gehen die Medien zu veränderter Berichterstattung über? Gibt es Glasnost? Wird der Führungsstil entkrampft? Wird es eine Neuregelung in der Preispolitik geben?“

05.04.1989

Auszug aus dem Tagebuch:

„Geht es mit dem Haus des Sozialismus so, wie bisher nicht mehr weiter, dann werfen sie alles um und schreien nach dem Kapitalismus. … Wir brauchen keine Politik für Individualisten, sondern eine Politik für Individuen als Teil des Ganzen. … Der Kapitalismus wird bleiben. Er passt sich an die Gegebenheiten an, er kann sich seinen Totengräber zum Untertan machen, ihn kaufen, so, wie er alles kaufen kann.“

02.05.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Solange ein Mensch fragt, verabsolutiert er nicht.“

„Am Schwersten ist es für den Menschen, wenn auch Besonderes und Gutes im Leben zum Alltag geworden ist.“

22.05.1989

Partei-Mitgliederversammlung der FDJ-Bezirksleitung (Referat Helmut Meier)

Stichpunkte:

Ist Ungarn noch sozialistisch? Kommt sogar wieder ein österreichisch-ungarischer Staat zurück? Noch sind keine Jugendtourist-Reisen nach Ungarn storniert worden.

In Polen ist die Solidarnoć offensiver geworden.

In China ist es nicht mehr gewiss, … gibt es noch ein Politbüro, einen Generalsekretär?

In der Sowjetunion agiert Gorbatschow als Alleinkämpfer.

Die DKP hat Spaltungsprobleme, wie auch der SDAJ und der MSB…

Vier Dinge helfen uns:

Es gibt viele herangereifte Fragen, die einer Lösung bedürfen.

Es gibt Fragen, die sind nur erklärbar, wenn man die nationalen Eigenheiten in Betracht zieht, welche seit Jahrzehnten schwelen.

Im Sozialismus ist ein großes Experimentierfeld geschaffen worden, auch wenn wir sagen, „wir gehen da nicht mit, dass ist nicht unser Weg.“

Viele sagen das Gleiche und meinen etwas anderes. Besonders, wenn es um die Definition der Begriffe „Glasnost“ und „Perestroika“ geht.

Abb: Urlaub mit einfachsten Mitteln in Klosterfelde

24.05.1989

Sprichwörter:

„Der Karrierist hasst nichts mehr als den Karrieristen.“

„Wer den Boden unter den Füßen verliert, schwimmt leichter mit dem Strom.“

25.05.1989

Lenin 1917:

„Der Sozialismus ist nichts anderes als staatskapitalistisches Monopol, dass zum Nutzen des ganzen Volkes angewandt wird und dadurch aufgehört hat, kapitalistisches Monopol zu sein.“ (Lenin-Werke Band 25 S.369)

05.07.1989

Es laufen gegenwärtig Vorbereitungen zur Evakuierung der Teilnehmer am Feriensommer in der VR Polen aufgrund der inneren Lage. Walesa soll Staatschef werden. Diese Maßnahmen werden also auf die Gefahr hin der Konterrevolution vorsorglich eingeleitet.

In Ungarn läuft auf Hochtouren die Abkapselung vom „Warschauer Pakt“, US-Sender werden erlaubt etc….

1989 – 26 KW.

Zbigniew Brzezinski (ehemaliger Berater von US-Präsident Carter): „Polens Außenpolitik muss sich in absehbarer Zeit auf drei strategische Grundsätze gründen:

Auf gute Beziehungen zu Westdeutschland als einem integriertem Bestandteil Westeuropas, die Bündnispartnerschaft mit der UdSSR und eine enge polnisch-tschechoslowakische Zusammenarbeit.“

(Die DDR ist bereits aus der Betrachtung.)

Besuch aus Westberlin:

Dorit, eine Freundin meiner jungen Familie ist frisch verliebt. Ein weitaus älterer Mann als sie selbst. Gute 40, die man ihm aber so nicht ansähe. Sagte sie… Hier und da übernachtete sie sogar bei Klaus. Aber es „passierte“ nichts. Das war tatsächlich komisch. Wochen später kam er mit der Sprache raus. Er hat einen Geliebten und Dorit ist für ihn wie ein bester Freund.

Problem: Der geliebte Freund wohnt im Westen der Stadt. Und,… er hatte AIDS. Das war irgendwann auch nicht mehr von den staatlichen Organen verborgen geblieben und rief Begehrlichkeiten informativer Art hervor. Sie wurde zum IM. Wann kam der Freund, wann ging er… Welche Themen wurden besprochen. Klaus stellte einen Ausreiseantrag und kam auf die Warteliste.

Mittlerweile interessierte sich auch der britische Geheimdienst für diese Ost/ West-Liaison. Bei einem Kinobesuch im „Colloseum“ Pankow brachte eine junge rothaarige Lady aus Westberlin uns Mitgekommenen ein kleines Mitbringsel von drüben mit. Ein Pröbchen „Opium“-Parfüm. Wozu auch immer. Wir waren ja nicht wirklich involviert. Kurz darauf klärte Dorit auf: „Die war vom MI-6“. Sie bekam dann noch weitere Aufträge. Treffen mit dem Führungsoffizier, usw.… Sie durfte u.a. eine Reisegruppe „betreuen“ bei ihrer Urlaubsreise in Bulgarien. Mehr Erinnerungen habe ich an diese Sache auch nicht mehr… Heute ist sie jedenfalls im öffentlichen Dienst in ihrem Lehramt tätig.

07.08.1989

Vor zwei Wochen bin ich mit meiner Freundin aus Iwanowo heimgekehrt. Dort waren wir 11 Tage „zu Gast“ beim Komsomol und haben und „sehr wohl“ gefühlt und mit dem Einfachsten am Leben erhalten (Reis und Gehacktes, teilweise Abfälle, wie in Susdal)… Den Ort unserer Unterkunft haben die Verantwortlichen erst am Flughafen mitgeteilt. Eigentlich waren alle Tage in Moskau geplant. Am Ende waren es wenigstens drei Tage in der Hauptstadt.

Was wir uns alles gefallen ließen…

Foto: Der Moskauer „Arbat“ (Glasnost zum ersten mal für mich hautnah)

31.08.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Die Lage in den sozialistischen Staaten spitzt sich immer schneller zu.

Allgemein ist zu verzeichnen, dass die Genossen in der DDR verwirrt sind, vielen nicht verstehen können. Ich hatte recht mit meiner Aussage 1987/88, dass Apathie und Gleichgültigkeit Raum ergreifen. Wer will denn noch mehr entwickeln, Ideen reinbringen, Kraft investieren? Wofür denn noch? Die Situation gewinnt an Unzufriedenheit.

Wer arbeitet denn heute noch gern für DDR-Mark, wenn doch den D-Mark das zweite, aber eigentlich akzeptierte Zahlungsmittel für viele ist?…

Das Warenangebot geht weiter zurück. Vieles, außer vielleicht Grundnahrungsmittel, verschwindet einfach aus den Geschäften. … Der immer höher werdende Bedürfnisspiegel kann mit unserer eigenen Kraft nicht mehr gedeckt werden, jedenfalls nicht kurzfristig. Pessimismus ist kennzeichnend für die Stimmung zur Zeit. Die Ausreisewelle schmerzt.

Im August sind lt. BRD – Angaben 5.274 DDR-Bürger über Ungarn in die BRD geflohen.“

07.09.1989

Günter Schabowski

1.Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin bei der Bezirksparteiaktivtagung:

„Die Bourgeoise lässt sich ihr Überleben etwas kosten.“

„Wenn eine Dampferkapelle Beethoven nicht in den Griff bekommt, dann sollte Beethoven auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden.“

Sind die Oppositionellen „naiv oder bewusst irreführend?“

„Der Sozialismus in der DDR stand und steht nicht zur Disposition.“

„Die DDR ist die sozialistische Alternative zur BRD.“

„Die Rüstungsindustrie, mit staatlichen Subventionen unterstützt, ist die 6-größte der Welt. Und dann verlangen die eine Abkehr der DDR von ihrer Subventionspolitik.“

„Ein militärisches Kräftegleichgewicht kann nicht allein den Frieden bändigen.“

„Wir streben nicht nur Fortbestand, sondern eine Weiterentwicklung des Sozialismus an.“

Abschaffung der Mittelstreckenraketen – dritte Null-Lösung

Militärdoktrin der Warschauer Vertragsstaaten

Gutes Verhältnis zur BRD

Den Sozialismus zu schädigen wird abgewehrt. Friedliche Koexistenz.

Allmähliche Überwindung der Trennung Europas für eine gesamteuropäische Zusammenarbeit.

„Wir haben eine erprobte Verteilungspolitik.“

„Gefühllose Grobheit kann die Initiative der Bürger erlahmen, lassen wir solchem Verhalten keine Chance.“

11.09.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Die Grenze zur BRD ist für DDR-Bürger faktisch offen. Über Ungarn können nun alle, die es wollen, mit ihren Dokumenten in jedes Land, das sie wollen. Und welche Reaktion kommt von unseren alten Herren? ADN verurteilt die Anweisung Ungarns. Wird es eine „Mauer“ zu Ungarn, Rumänien und Bulgarien bedeuten? Hoffentlich entspannt sich alles.“

14.09.1989

Auszug auf dem Tagebuch:

„Allein vom 11.09.-13.09.1989 sind lt. Westlichen Angaben 11.000 DDR-Bürger über die Grenze. Nun bauen sie auf die Opposition in unserem Lande.

Es soll seit Montag eine Gruppierung namens „Neues Forum“ geben, vorwiegend durch Dissidenten und Gegnern des Sozialismus gestützt. Sie soll dazu da sein, eine Verbindung zu schaffen zwischen Regierung und Volk und ziele auf Reformen nach westlichem Muster ab. Die Gründung einer sozialdemokratischen Partei steht ins Haus. Die westliche Reklame für unsere Opposition geht schon an die Schmerzgrenze. Aber eine Restauration des Kapitalismus kommt nicht in Frage. Die DDR lebt mit dem Vorwort „sozialistisch“. Ohne dieses gibt es keine DDR mehr.“

Am 21.9.1989

Kadergespräch beim 2.Sekretär der FDJ-Bezirksleitung Berlin Jürgen Pröhl:

-per 31.10.1989 arbeite ich nicht mehr in der Abteilung „Großveranstaltungen“ der Bezirksleitung und werde nun doch zur NVA an bzw. abgemeldet.

-bis dahin soll ich lt.Aktennotiz noch in der Abteilung Mitgliederbewegung mitarbeiten.

-nach der Armeezeit (Jan/Febr. 1991) ist ein Einsatz wieder in der Abt. Veranstaltungen

geplant.

-mein anvisiertes Studium der „Gesellschaftswissenschaften“ wird nicht mehr unterstützt. Ich soll voraussichtlich 1995 zur Parteihochschule.

(Ich will hier nur noch raus!)

28.09.1989

Abteilungsberatung FDJ-Bezirksleitung:

Leipzig 4.000 Teilnehmer – Parolen in grober Schärfe, Aufruf an Bevölkerung

Sicherheit ist oberstes Gebot

Die Sicherheitsorgane haben Info von Aktivitäten vom 06.-08.10.1989 auf der Oppositionsseite

Der „Fackelzug der FDJ“ ist von einer ganz anderen politischen Bedeutung als das Pfingstreffen im Frühling

Letztlich bestätigte sich mir bereits im Sommer 1989, dass die mittlere Ebene (Bezirksleitung Berlin) keine Handhabe oder Argumente mehr vertrat, die eine Lösung der Spannungen vorsah. „Wir werden uns noch alle umsehen.“ … war eine der Prophezeiungen des 2. Bezirkssekretärs Jürgen Pröhl.

29.09.1989

Veranstaltung „Demokratie lernen“

Auszug aus meinem Tagebuch (ich vermute, dass ich hier das einzige Gedächtnisprotokoll zu der Veranstaltung vorlegen kann):

„Gegen 18:30 teilte mir mein Abteilungsleiter Holger Malgut mit, dass ich um 19:30 Uhr am „Haus der jungen Talente“ zu sein habe, denn da fände eine Veranstaltung unter dem Namen „Demokratie üben“ statt mit dem Liedermacher Jürgen Eger. Ein Protokoll sei anzufertigen und abzugeben.

Halb acht war ich mit noch drei Mitarbeitern der FDJ-BL da. Im Haus selbst fanden sich nach und nach ca. 250 – 300 Teilnehmer ein … In der Mitte standen zwei Mikrofone. Rings herum besetzte Stühle. Wir setzten uns auf eine Praktikable-Treppe ganz außen von der Bühne gesehen rechts.

Jürgen Eger eröffnete die Runde und stellte alle vor.

Letzte Woche stand hier Markus Wolf auf der Bühne, dieses mal André Herzberg, Inge von Wangenheim und Jürgen Eger selbst… Der Aufruf der DDR-Künstler wurde im vollen Wortlaut verlesen… Nach einigen Fragen und Antworten entbrannte eine Diskussion im Saal, die ich bis dahin noch nie erlebt habe…

Ich war wie elektrisiert…

André Herzberg: Ìch bin Initiator der Künstler-Aktion und mache das bestimmt nicht umsonst. Wenn ich mir den Flüchtlingsstrom über Ungarn ansehe, dann schmerzt es mich. Aber wenn sich hier (!) nichts ändert, sind wir bald alleine…‘…Ein Student der HUB (Humboldt-Universität): „Ich kann euch berichten, dass letzte Woche die KPKK (Kreis Partei Kontroll Kommission) in unserer Universität war und nachsah, ob wir das `Neue Forum` proklamieren oder unsere Wandzeitungen dafür hergaben. Das war natürlich nicht der Fall. Sie sind weg und nächste Woche machen wir den Künstler-Aufruf ran. Es muss sich bei uns was ändern. Der Kampf wird sich in der nächsten Zukunft bei uns zuspitzen, und wenn er auf der Straße ausgetragen wird. `

Beifall.

Herzberg: `Die alten Diktatoren da oben wollen gar nicht von ihrem Sessel runter. Die kleben förmlich dran. Man muss sie absetzen und die Grenzen aufmachen. Das System ist schuld und das System ist falsch. `

Ein Teilnehmer aus dem Publikum: `Ich arbeite bei der Aktuellen Kamera…`

Beifall.

`…ich sehe ständig die Verlogenheit bei uns, wie Meldungen gemacht werden. Ich überlege, ob ich da nicht raus will. `

`Nein nein…` eine andere Teilnehmerin…

`…bleib und warte bis zum Wandel in unserer Politik, denn wenn du jetzt gehst, kommt irgendein anderer Arsch und macht genau denselben Mist weiter, so wie alle Ärsche dort… Sendungen werden abgesetzt, weil Eigenständigkeit die Macher überkommt, sie werden strafversetzt, manche Stücke werden nicht aufgeführt. Ich habe mit Marcus Wolf letzte Woche darüber gesprochen. Nichts änderte sich. Es sind alles Lügner und Betrüger, angefangen bei Adamek. `

Frage: `Wie geht es mit den Künstlern weiter? `

Herzberg: `Am 02.Oktober hatten wir einen Termin bei Kurt Hager (im ZK). Der ist auf den 07.Oktober verlegt worden, wegen der Feierlichkeiten… Hager ist der Schlimmste im Politbüro. `

Frage: Ìdentifiziert ihr euch mit dem „Neuen Forum“? `

Eger: `Vieles darin findet unser Gehör, der Staat ist korrupt und versteinert, wir können uns hier nicht entfalten. `

Ein Vertreter des Neuen Forums: Ìch spreche hier im Auftrag des Neuen Forums und möchte mitteilen, dass es das Neue Forum als solches nicht mehr gibt, da es verboten ist. Wir werden uns als Bürgerinitiative weiter betätigen und, wenn sich alles etwas beruhigt hat, die Neuzulassung stellen. Für alle, die Fragen haben oder mitmachen wollen, können Dienstag oder Donnerstag von 18 – 22 Uhr unter der Nummer 4484235 anrufen. `

Alle notierten sich diese Nummer.

Was stand im Antrag des Neuen Forums?

Warum staatsfeindlich?

Herzberg: `Wenn eine Partei sich per Gesetz zur führenden Kraft erhebt, dann ist das eine Diktatur, die unnormal ist. `

Ein Teilnehmer verlas jetzt eine Abschrift des Antrages.

Mehr Individualität…

Verbessertes Gesundheitswesen für alle…

Reisefreiheit…

Meinungsfreiheit…

Auf dem Boden der Verfassung…

Bewährtes und Erreichtes soll erhalten bleiben…

usw.

Ein Teilnehmer: Ìch bin Genossin und Studentin an der Parteihochschule und möchte sagen, dass ich verwirrt bin, dass ich von oben keine Informationen bekomme, mit meinen Gefühlen allein gelassen werde, Antworten fehlen. An meiner Schule kannte man bis gestern der Antrag oder den Künstler-Aufruf nicht. Es wird zwar viel diskutiert, aber ohne Boden. `

Ein Teilnehmer (vermutlich Lehrer): „Ich war im August bei diesem Ein-Wochen-Lehrgang an der Parteihochschule und da trat der dortige Chef Names Tietke auf und redete was von `Zukunftsgewissheit und Ziel des Kampfes verdeutlicht für uns das Leben von Erich Honecker. `

Das ist doch schlimm, dass so ein renommierter, kluger Mann sowas sagt. Wo wollt ihr denn hin? Welches Ziel habt ihr denn nun? Ich bin selbst Genosse und kann diese Frage nicht beantworten. `

Ìch bin Studentin in der Humboldt-Universität und weiß nicht, ob ich offen sagen soll, was ich denke, oder lieber schweige, denn schließlich habe ich meinen Studienplatz schwer erkämpft und will ihn nicht so schnell aufs Spiel setzen. `

Ein anderer Teilnehmer: `An dem ganzen Sozialismus, den wir jetzt haben, ist Stalin schuld…`

Herzberg: `1924-1928 hat Stalin alles Progressive, was den Sozialismus unter Lenin prägte, ausgemerzt und beseitigt, erst seit 1985 in der Sowjetunion geht’s wieder auf Leninschen Pfaden weiter. So soll es auch bei uns sein. `

Eine junge Frau trat ans Mikrofon: Ìch möchte sagen, dass man über alles und jeden sprechen kann, ich tue das auch. Die SED ist etwas einheitliches, darin sind viele Mitglieder, einzeln und ich als Friseuse bin auch Teil der Gesellschaft und habe wieder viele kleine einzelne Kunden, die zufrieden sein wollen. Ich sage alles offen und ehrlich und man kann das auch hier, auch wenn man manchmal im Taxi denkt, na, ist das vielleicht einer von der Stasi? Ich sags auch, wenn mein Ausreiseantrag eigentlich schon genehmigt ist, ob ich nun hier meine gute Arbeit mache oder da, wo ist der Unterschied?

Eine weitere Teilnehmerin: `Ich hoffe nur, dass, wenn die Führung weg ist, neue kommen, die wenigstens Bücher von DDR-Autoren gelesen haben, beginnend bei Feuchtwanger. `

Jürgen Eger: `Ich war gestern und vorgestern in Zittau und wollte auf einer Kulturveranstaltung die Resolution verlesen und diskutieren. Aber der 1.Kreissekretär der FDJ wurde dort von der Bezirksleitung verdonnert, die Veranstaltung zu unterbinden… Ist hier auch ein Vertreter von der FDJ-Kreisleitung? Der möchte sich bitte mal zeigen. `

Es zeigte sich niemand und in mir stieg (sicher völlig unberechtigt) auch ein heißes Gefühl von Scham auf. Aber auch die Berliner FDJ-Bezirksleitung outete sich nicht.

André Herzberg: Ìrgendwann in nächster Zeit muss die Wiedervereinigung kommen. Jawohl, die Alten da oben müssen weg, das System muss weg. `

Ein Teilnehmer, der sich als Student der Wirtschaftswissenschaften vorstellte: `Ohr könnt mir glauben, die Studenten von heute sind die Politiker von morgen. Sie werden zwar nicht die Nächsten, auch nicht die Übernächsten, aber sie sind da. Sie sind ein Potenzial, dass auf sozialistischem Boden steht. `

Ein ehemaliger Student der Humboldt-Universität: `Wir brauchen eine Plattform für die Demokratie. Wir brauchen ein Forum, ob nun ein neues oder irgendein anderes. `“

Das Ende der Veranstaltung war gegen 24:00 Uhr.

Mein Fazit nach der Veranstaltung: Mich überraschte und beflügelte natürlich das langsam einsetzende Kollabieren unseres Lügenkonstruktes, welches so niemals als eine klassenlose Alternative weiter bestehen kann, ohne sich selbst die Existenzfrage auf jeder Ebene zu stellen.

Ich begrüßte im Herzen die neue Form der Diskussion (auch im Umfeld des „Neuen Forums“), zu denen ich ja als Zuhörer seitens der FDJ-Bezirksleitung sogar verpflichtet wurde. Was für eine Ironie…

Ich bin begeistert von der Möglichkeit der freien Rede,… des Gefühls der Morgenstimmung, die ich nicht verurteilen, sondern ja als Lösung ansehe. Das kannte ich so wirklich nicht. Kaum Zettelableser. Keine vorbereiteten Diskussionsbeiträge. … Wow. 

Gleichfalls verurteile ich natürlich die Fluchtbewegung und das Weglaufen der jungen Leute in die andere Welt, die uns hier nichts Gutes wünscht, sondern gelenkt die Stimmung mehr und mehr zum Kochen bringt.

Fackelzug am 7.Oktober 1989, 40. Republikgeburtstag

An diesem Tag nun sollte der große Fackelzug der FDJ stattfinden. Wir haben diesen im Rahmen unserer Tätigkeit seit dem Sommer vorbereitet. Im alten Brechthaus in der Chausseestr. 123 war die Außenstelle der Bezirksleitung für diese Dinge untergebracht.

Abb: Planungsübersicht und Aufstellorte der Berliner Teilnehmer

Und was rückblickend völlig surreal erscheint, … dieser Fackelzug fand sogar statt. Die Teilnehmer wurden wie immer aus allen Stadtbezirken und Landesteilen herangefahren, bekamen ihre Fackel ausgehändigt und den Aufstellplatz mitgeteilt. Auch für die „Nachzündungen“ bei stockendem Demonstrationszug war gesorgt. Es war nicht das beste Wetter, aber egal. Ein jeder freute sich Michael Gorbatschow sehen zu können. Wir „trieben“ den Zug buchstäblich und planmäßig in die Spur. Ab diesem Zeitpunkt ist keine Einflussnahme mehr möglich und es hätte quasi alles passieren können. Aber die letzte Veranstaltung funktionierte wie am Schnürchen.

Gorbatschow war da, stand vorn, ihm wurde zugejubelt. Und zwar nur ihm … „Gorbi Gorbi“…

Und Honecker lachte, als wenn nichts wäre. Das war für mich sehr sonderbar. Was mag er dabei wohl denken? …

Abb: Aufmarschplan kompletter Fackelzug 1989

10.10.1989

„Alternatives Forum“ (angelehnt an die Reihe im „Haus der jungen Talente“) mit Helmut Müller (2. Sekretär der SED-Bezirksleitung)

„…Polen ist auf dem Weg vom Kapitalismus zum Kapitalismus. Die Polen handeln unter dem Druck der Strafe und die Ungarn stellen freiwillig den Sozialismus in Frage. … Das, was wir brauchen, ist die Opposition der SED für sich selbst. Andere stellen sich als Sprecher unserer Sache hin. … wir haben in der DDR ein solches demokratisches Gefüge, dass wir keine Opposition brauchen. … Die Briefe der Künstler unterscheiden sich vom „Neuen Forum“ insofern, dass sie Veränderungen im Sozialismus wollen.

Fragen werden gestellt wie:

„Warum bekommen wir als Genossen nicht den Aufruf des Neuen Forums? Wir Leiter können nicht argumentieren, da wir nicht wissen, was überhaupt da drin steht…“

Müller: „Das es Probleme gibt, ist durch die Betondecke da oben (!) sogar bis zu uns durchgekommen. … Ich hätte mir ein solches ND (Neues Deutschland), wie es heute besteht, schon zu Pfingsten vergangenen Jahres gewünscht. … Es ist doch nicht wahr, dass das Leben sich mit den Medien deckt, die Medien spiegeln nur eine ganz bestimmte Seite wieder… wir werden parteiintern genaue Positionen zum „Neuen Forum“ abstecken… In den Kirchen gibt es stundenlange Diskussionen, ob nun gewaltfrei oder mit Gewalt die Auseinandersetzung geführt wird… Was in den Räumen der Kirche vor sich geht, ist nicht unser Thema, wohl aber was auf der Straße passiert… Eine Linie bestimmt uns: die Trennung vom Feind – gegen den Feind! … Wenn ein Mensch sich ein Glied nach dem anderen amputiert, hat er keine Chance mehr Olympiasieger zu werden, sondern wird zum Pflegefall, so wie in Polen,… dass dort ist der Pflegefall von Solidarnosc.“

Weiter, … Warum wurden die sogenannten oppositionellen Kräfte nicht von der Partei aus aktiviert und an die Hand genommen?

H.Müller: „Wir haben Zeitverzug, … da der Generalsekretär krank war. Alle Fragen müssen mit dem Generalsekretär gemeinsam ausgetragen werden. (Meine Bemerkung war dazu: Personenkult oder kollektive Führung). …

… wenn ändern so leicht wäre, nichts lieber als das! Aber die Verpflichtungen, die Valuten, die Schuldentilgungen. Alles ist rein ökonomischer Natur. … Wir müssen neue Schubkräfte entwickeln (eine neue Preis- und Subventionspolitik mit Schubkraftwirkung) Die Zeit der sozialistischen Geschenke ist vorbei. … Wir brauchen eine neue Reiseordnung, für jeden Erwachsenen einen Reisepass. Aber wenn ein Bürger nach Aachen fährt, dann bezahlt er das in DDR-Mark, die DDR muss aber in Valuta gegenüber der Bundesbahn entrichten. … Es geht um die ökonomische Seite der Reisefreiheit. … Wir wollen es ja, aber so schnell sind solche wichtigen Entscheidungen nicht zu treffen. … Eine Situation wie jetzt hatten wir noch niemals im Lande. 1961 waren wir im engen Schulterschluss mit den sozialistischen Staaten. Heute nicht. Die DDR hat dank Ungarn elementare souveräne Rechte verloren. … Wir haben vor 1961 drei Millionen DDR-Bürger verloren, dass nur mal als Relativierung zu heute. … Die Führung heute wird als Betonköpfe bezeichnet. Diejenigen, die gegangen sind, werden die Heimat vermissen, die Heimat vermisst sie auch… uns tut weh, diese Menschen zu sehen, die Kinder, Ärzte, die wir doch brauchen. Also mit einem generellen „Nein“ ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. …“

Meine Reaktion nach dem Abschluss des Forums:

Es geht also um letztendlich um grundsätzliche Veränderungen, welche Kritik und Widerspruch zur positiven Entfaltung bringen. Aber nicht mit den Greisen. Die sind beim Klassenkampf eingeschlafen.

Nachmittägliche Auswertung in der Abteilung „Großveranstaltungen“:

Uwe Prüwer: „Wer rauskommen will, kommt raus. Also muss eine neue Reiseordnung her.“

Reiner Erdmann: „Alles stützt sich auf die morgige ZK-Tagung, bei der es sein kann, dass Veränderungen eingeleitet werden. Für die Volkspolizei existiert ein bestimmtes Datum, an dem Reiseangelegenheiten geregelt sein sollen. Das ist der 23.Oktober 1989.“

Ende meiner Aufzeichnungen:

„… Eine riesige Diskussion ist zumindest im Gange, wobei allerdings die Initiative nicht von der Partei ausgeht, die somit nicht von oben hineingetragen wurde,… Opposition heißt bei uns „Mitzureden“ beim Ziel, den Sozialismus zu verändern. Was ist daran Schlechtes? Schlimm nur, dass die Westmedien die Fähigkeit haben, die Diskussion hier zu lenken.“

Foto: Eines der Tagebücher

18.10.1989

Der Tag, als dieser Erich Honecker Geschichte wurde, war mit Sicherheit nur für ganz wenige Ausnahmen kein Grund zur Freude. Sicher gedämpft durch die abendliche Ansprache von („wir sind die Fans von“…) Egon Krenz und sein wider Erwarten dargebotenes „Bla bla“… Das erzeugte die größte Dissonanz unter den Genossen, die sich endlich ein offenes Miteinander erhofften. Aber selbst zwischen den Zeilen konnten wir nichts herauslesen. Und das frustrierte noch mehr…

Narrativ

Nach der Absetzung Honeckers rannte die Partei den Geschehnissen, für alle sichtbar, nur noch hinterher. Ich spürte, dass die Handlungshoheit nicht mehr bei den jetzt offiziell in der Defensive agierenden Politbürokraten lag, sondern sich eine sonderbare Eigendynamik entwickelte. Von jetzt auf gleich wollten nun alle geläutert sein? Der „Runde Tisch“ war noch das Beste, was in dieser Zeit entstand.

Aber die Mühlen im Hintergrund hatten bereits ganz anderes Korn im Silo … und das gemahlene Mehl diente nun dem Wolf, um die materialisierten Geißlein umzustimmen, ihn doch ins Haus zu lassen.

Am 09.11.1989 nun wurde medienwirksam bei einer Pressekonferenz ein zerknitterter Zettel gereicht der unverzüglich zum Mauerfall führte. Dilettantisch war gar kein Ausdruck. Dachten wir damals und auch viele heute noch. Aber es war, das wissen wir heute, alles andere als das. Von langer Hand vorbereitet diese Schockspritze durch den letztlich 1985 ins Amt geratenen Schabowski in den oberen Parteiapparat nach der internen Entfernung von Konrad Naumann aufgrund seiner Reformvorschläge an das SED-ZK und an das Politbüro (offiziell natürlich auch wegen der Weibergeschichten, wie auch dem Lebenswandel). Und in der Sache selbst waren noch viel mehr involviert.

Schön auch (wieder zwischen den Zeilen) vermittelt in dem US-Film „Atomic Blonde“ ein paar Jahre später. Wer nun die Glocken nicht hört, muss schon sehr abgelenkt sein…

Was auch nicht berichtet wurde, erzählte mir eine Mitarbeiterin in der Kantine der Polizeikaserne Hohenschönhausen:

„Die einzelnen Kasernen hatten Alarmstufe „Rot“ und die Polizei campierte auf Abruf in denselben. Es sollte was ganz Großes geplant sein. Feldbetten an Feldbetten waren aufgebaut. Jederzeit bereit zum Einsatz. Wasserwerfer, die bis dahin noch nie gesehen wurden, parkten den Hof zu.“

Aber die (meines Erachtens) vorsätzlich unterbrochene Befehlskette verhinderte deren Einsatz. Ob richtig oder falsch,… ich bin mir da heute gar nicht mehr so sicher.

Die Schlagbäume wurden geöffnet. Der antifaschistische Schutzwall verlor seine Bestimmung.

Der Westen war in den höchsten Stellen durchaus vorbereitet und keineswegs, wie immer wieder betont, vom Fall der Mauer überrascht. Heute, 30 Jahre später kommen die einen oder anderen Statements gar ans Tageslicht, welche das tatsächlich auch so belegen. Der Startschuss zum Anschluss und zur Neuordnung der europäischen Landkarte ist nun jedenfalls und für jedermann gefallen. Das Mittel sind Wahlen. Die mediale Deutungshoheit liegt bei den sozialismusfeindlichen Protagonisten.

Die Selbstverwaltung der Deutschen im Osten ist wenige Wochen später Geschichte. Die Waffen der hauptamtlichen militärischen Organe mussten organisiert abgegeben werden und wurden über Jahre von Verwertungsgesellschaften entweder vernichtet, anderweitig zugeteilt oder ins Ausland verkauft.

Es begann die Zeit der Zerwürfnisse, Freitode und der Vorwürfe. Mitglieder der ehemaligen Regierung wurden inhaftiert, geschmäht, verlacht, verunglimpft und verurteilt. Honecker emigrierte in einer Odyssee nach Chile, wo seine Tochter lebt. Familie zerbrachen in Größenordnungen und selbst meine Mutter verkraftete den Verrat an ihrer Herzensgesinnung nicht. Sie starb mit der „Wende“, verurteilt durch die Familie und beendete ihr Leben 1991, mit nur 52 Jahren.

Am Tag des Mauerfalls noch waren es auch nicht wenig der mittleren Funktionäre von gesellschaftlichen Organisationen, die mit als erstes auf dem Kudamm spazieren gingen und mit dem Sonderdruck der „BZ“ zurückkamen. Euphorisch, verklärt, geistig besoffen. Sie schwärmten geradezu von der Erfahrung der letzten Nacht…

Ich realisierte mal wieder gar nichts von alledem. Selbst in den Räumen der Bezirksleitung „Unter den Linden“ (gehört heute dem ZDF) Normalität. Zwar etwas leerer als sonst, aber einige kamen, wie ich, normal zur Arbeit. Lediglich die „besoffenen“ Abteilungsleiter offenbarten mir die über Nacht entstandene „neue Welt“ und verlachten sogar meine Unwissenheit.

Logischerweise erkannte ich im Verlauf des Tages dann das irre Treiben auf Berlins Straßen mit genau den Augen, an die wir uns heute eben alle erinnern und welche wie eine Endlosschleife in der offiziellen Erinnerungskultur gespielt wird.

Es begann das Schreddern der Akten, das Auflösen der Systembindungen. Die Freiwilligen Zusatzversicherungen sollten gekündigt werden. Mancher „erinnerte“ sich der Verwandtschaft im Westen und machte den Wohnortwechsel noch im November klar. So auch Uwe, mein Projektleiter für den letzten Fackelzug der FDJ. Er entschwand noch 1989 nach Flensburg. Das System löste sich in einer Geschwindigkeit auf wie 2001 die drei Türme in NY-City. Es wurde zu Staub … und plötzlich wussten es alle besser.

Ich denke, dass die Öffnung der Grenzen den Druck von der Straße nahm, die Funktionäre und Parteikader aus Unmut und vermeintlicher „Zukunftslosigkeit“ an den Laternen aufzuhängen. Dieses Ventil beseitigte auch adhoc die Frustration in der Jugend einerseits und die ökonomische Weiterexistenz eines sozialen Systems in einer kapitalistischen Umgebung andererseits.

Der Raubzug konnte schließlich beginnen. Die Enteignung des Volkes von ihrem Volkseigentum wurde zur Staatsaufgabe. Es folgte die Landnahme und materieller Besitzwechsel, welcher eigentlich nur mit dem Raub der weißen Einwanderer gegenüber der indigenen amerikanischen Bevölkerung vergleichbar ist. Mit dem Unterschied, dass wegen der westmedialen Vorbereitung der DDR-Bürgerschaft ein Blutvergießen unnötig war. Ein übergroßer Teil der gefühlt Indoktrinierten wollten ein schnelles Ende und damit kein Widerstand gegenüber den beschwichtigenden Apologeten der Sozialen Marktwirtschaft.

Das auch diese mit dem Anschluss der DDR dem Ende geweiht war, spürten wir im gesamten Land erst knapp 15 Jahre später. Mit der „Agenda 2010“.

Die Moral hatte seine Schuldigkeit getan. Ab jetzt galt „Jeder für sich“ und „Rette sich wer kann“. Unbemerkt, dass genau das schon immer Mittelpunkt dieses System war, nur eben auf Ebene der Nomenklatur.

Abbildung: Entlassungsbeurteilung FDJ-Bezirksleitung Berlin

In diesem November kam für mich dann doch noch ein Einberufungsbefehl zur NVA. Aufgrund meiner „Karriere“ bei der FDJ wurde ich die vergangenen Jahre ja immer wieder zurückgestellt. Nun „half“ mir aber die Grenzöffnung dabei, dass ich bei meinem Einrücken auf dem WKM (Wehrkreiskommando) auch gleich wieder meinen Entlassungsschein bekam.

Die Ironie der Geschichte: ich wurde so quasi der erste „Arbeitslose“ der untergehenden DDR, denn meine Tätigkeit als Mitarbeiter der Abt. Großveranstaltungen war mit der Auflösung der Planstelle ja beendet, ein Wiedereintreten ausgeschlossen. Die waren ja auch froh…

Das war also diese „Freiheit“…

Die Vorsprache beim DDR- „Amt für Arbeit“ bescherte mir einen hölzernen Karteikasten, in dem ich in offenen Stellen stöbern konnte. Eine Bemerkung dort: „Das wird hier noch zu Größenordnungen kommen“ … Ich fand etwas Interessantes und wurde ein „Messeökonom“. Das hörte sich toll an, verschaffte mir ein Einkommen und die letzte Messe eines AHB (Außenhandelsbetrieb) in Leipzig.

Abb: Zutritt zur letzten DDR-Messe, wie zu alten Zeiten. Die kommende Herbstmesse war schon mitten im Abwicklungsstrudel zulasten der lukrativsten Filetstücke …

Von Dezember 1989 – Mai 1990 verfolgte ich die von Egon Krenz bezeichnete „Wende“ größtenteils in Leipzig, nahm an einigen Montagsdemonstrationen teil (zu einer Zeit, als sie allerdings alles andere als gefährlich waren) und besuchte mit meinem Kollegen zum ersten Mal, wenn auch unbeabsichtigt, einen erotischen Film im Kino („Angelina, von allen verehrt“). Dann die Wahlen im März. Darauf das Desaster …

Abb: Die Job-Hopper-Zeit beginnt

Mit der Abwicklung des DDR-Außenhandels ab Juni 1990 kehrte ich in meinen gelernten Beruf zurück und bewarb mich bei der Nachfolgefirma des ehemaligen FDGB-Baubetriebes: Reko-Reno GmbH. Mit Kusshand genommen, verputzten wir zur Zeit der Währungsunion die Rückseite des Gebäudes der heutigen chinesischen Botschaft, dem damaligen Gewerkschaftsgebäude an der Jannowitzbrücke. Mein erstes „Westgeld“ setze ich übrigens in neu erschienene Briefmarken um (da war ich schon immer konsequent).

Dem Geld folgte ich noch im August 1990 für ein halbes Jahr zu meinem ersten Arbeitgeber in Westberlin, der Ruhl&Anders GmbH, einem ersten sog. Joint Venture zwischen West-Immobilienhai und Ost-Bausklavenhalter. Ich lernte in dieser Zeit zu kündigen wurde letztlich zum Flüchtling. Von einer Berliner Baustelle mit seinen Gesetzen zur nächsten.

Foto: 1990 wieder Handwerker

Wir bekamen fast als letzte Familie aufgrund der Tätigkeit meiner Lebenspartnerin als Erzieherin eine sogenannte „Pädagogen-Neubauwohnung“ 1989 (im selben Stadtteil Berlins, aus dem ich im Sommer 1988 wegging) zugeteilt für 124 Mark Miete bei ca. 2.000,00 Mark gemeinschaftlichem Einkommen und heirateten (sogar unter zufälliger ZDF-Fernseh-Begleitung) als eines der letzten Paare noch in der DDR am 20.September 1990. Nach unserer Trauung schloss das Standesamt unter einer vom Volke gewählten souveränen Verfassung, um wieder unter einem von den Eliten initiiertem „Grundgesetz“ zu öffnen.

Ich war damals 25 Jahre alt. Meine Ehe hielt 21 Jahre in welcher drei wunderbare Kinder, heute selbst wunderbare Eltern, hervorgingen.

Allein das war es wert.

PS1:

Dass die Kirche diese Basisdemokratische Bewegung subtil förderte, aber ganz andere Ziele verfolgte, als eine Gesundung durch Überwindung der verkrusteten Politbürokratie, bestätigte sich mir, zusammen mit allen letztlich (betrogenen) hoffnungsvollen „Weltverbesserern“ dieser Zeit im Februar 1990, als es zur Zulassung neugegründeter Parteien mit erheblicher Westfinanzierung kam, welche im nächsten Zuge schließlich die Macht im „regimegechangten“ Staate übernahmen. Dass das geschehen konnte, war allerdings ebenso klar, wie die nun folgenden Volksenteignungen.

Warum fiel denn nun wirklich kein einziger Schuss? Warum konnte sich das Land nicht wieder aus sich selbst heraus befreien? Nicht, weil die DDR etwa so friedliebend war, sondern weil sie steif geschlagen, verkrustet, müde und in zermürbenden Selbstkasteiungen bewegungsunfähig wurde. Jede abweichende Denke, öffentlich vertreten, gefährdete. Privat ging schließlich vor Katastrophe. Und, weil sie von Menschen an den richtigen Stellen infiltriert, nach Drehbuch entschlummerte…

PS 2:

Die Aufarbeitung der schlaftrunkenen Unterlassungen in der DDR und der Verbrechen an der Menschlichkeit in der UdSSR hat die Menschen am Ender der 80er Jahre mit der plötzlich aufgekommenen Alternative voller Einkaufskörbe absolut überfordert. Warum sich also noch mit der verstörenden Vergangenheit beschäftigen, mit Planspielen und Verpflichtungen, wenn die Lösung auf Ankreuzzetteln viel einfacher erscheint. Der Sozialismus wanderte in die Urne der ersten „freien“ Wahlen und selbige in vorübergehende Vergessenheit.

Die Geschichte ist in der Folgezeit auch und vor allem von den damaligen Protagonisten recht „gut aufgearbeitet“ worden.

Aber auch die offensichtlichen „Maulwürfe“ haben ihre Vita waschen dürfen.

PS 3:

Ein Gutes hatte im Übrigen die ganze Geschichte nebenbei doch noch. Ich wurde niemals als „IM“ angeworben, obwohl die Genossen mir bereits den Decknamen „Markert“ gaben und eine recht umfänglich sonderbare Akte anlegten (aufgrund meiner Philatelie-Kontakte zu den Vereinten Nationen Wien und Sammlern in Österreich und der BRD). Sie fotokopierten jeden einzelnen Tauschbeleg. Was für eine groteske Verschwendung. Das galt im Sinne der Überwachungspraktiken für die gesamte DDR. Eine Staatsmacht ohne Vertrauen zum Volk erzeugt letztlich Ohnmacht in sich selbst.

Ich hatte offenbar einen „Schutzengel“ beim MfS … der mich letzten Endes einfach ablegte.

Abb: Der Tag, an dem meine Akte geschlossen wurde…

PS 4:

Zum Thema „Wende“ werde ich noch einen eigenen Beitrag verfassen. Dieser wird allerdings weniger meine persönlichen Erlebnisse in dieser Zeit beinhalten, sondern Dinge zusammentragen, die heute vielleicht nicht mehr so ganz in Erinnerung geblieben sind.

Das war aber auch nicht Inhalt der Aufgabenstellung zum Zusammentragen von Erinnerungen an die Zeit bis 1990.

Was hatten wir verloren?
Wir kleinen Leute hatten ein Land.
Und waren anerkannt.